Kirche und Reform – ein Kommentar

Die katholische Kirche in Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Die meisten sind sich darüber einig, dass es so nicht weitergehen kann. Es muss sich etwas ändern. Doch was und wie die Kirche sich ändern muss, da gehen die Meinungen sehr weit auseinander. Müsste die Leitlinie nicht lauten: „Wie können wir den Menschen der heutigen Zeit das Evangelium, die Frohbotschaft Jesu Christi, bringen?“

Jesus bereitet seine Bergpredigt vor. Der Apostel und Evangelist Matthäus schreibt diese nieder. Jesus fragt Matthäus „Gibt es Teile der Predigt, die dich beunruhigen?“
Matthäus antwortet: „Es sind die negativen Aussagen wie: Schon wer eine Frau mit begehrlichen Blicken ansieht, hat mit ihr die Ehe gebrochen; Ein Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und verbrannt; Das Tor, das zum Leben führt, ist eng. – Ist dir klar, wie schwer deine Predigt mit solchen ominösen Aussagen beladen ist?“
Jesus sagt dazu: „Es ist ein Manifest, Matthäus. Ich bin nicht gekommen, um die Leute einzulullen. Ich bin hier, um eine Revolution zu beginnen. Es geht um eine radikale Veränderung. Hast du gedacht, ich würde einfach sagen: Hallo Leute, macht einfach so weiter, wie ihr es die letzten 1.000 Jahre getan habt, denn das lief ja so großartig?“

Dieses Gespräch ist der Serie „The Chosen“ entnommen – die über das Leben Jesu und seine Jünger berichtet. Da in der Bibel eher wenig über das Zusammensein Jesu mit seinen Jüngern geschrieben steht, haben die Macher von „The Chosen“ bestimmte Stellen aus der Bibel mit Begegnungen und Dialogen angereichert. Ich meine, dass es ihnen gut gelungen ist, weil sie sich von dem Evangelium Jesu Christi haben inspirieren lassen um es entsprechend auslegen zu können. So auch die Szene zwischen Jesus und Matthäus. Sie ist ja fiktiv und dennoch nachvollziehbar: Jesus hat Widerspruch geerntet, doch es hat ihn nicht daran gehindert, auch die unbequemen Wahrheiten auszusprechen.

Jesus war es wichtig, dass die Leute seiner Zeit seine Botschaft auch verstanden und hat daher sehr oft in Gleichnissen gesprochen. Heute liegt die Herausforderung nicht nur darin, das Evangelium unverfälscht in einer Sprache auszulegen, welche die Menschen verstehen. Die große Aufgabe liegt darin, überhaupt den Menschen zu erreichen. Sind wir daher bereit, uns vom Geist Gottes inspirieren zu lassen und uns die Frage zu stellen: „Was würde Jesus von uns heute erwarten, damit wir diese Herausforderung in seinem Sinne angehen?“.

Wir hören heute oft von den zunehmenden Kirchenaustritten, aber nehmen nicht so recht wahr, dass dies der letzte Schritt ist. Wenn schon gut 90% der Katholiken nicht mehr Sonntags zur Kirche gehen, so steckt da schon oft der schleichende Entfremdungsprozeß dahinter – beschleunigt oft von den Berichten in den Medien, die in aller Regel negativ über die Kirche ausfallen. Der eigentliche Kern des Glaubens geht verloren – es geht dann oft nur noch um die „Institution Kirche“.

Müsste es daher nicht die Sorge der Hirten (also Bischöfe) sein, dass wir uns den Schafen zuwenden, die durch Abwendung Gefahr laufen, verloren zu gehen? Wäre es nicht wichtig, die vorhandenen Kräfte – sowohl Klerus als auch Laien – darauf zu konzentrieren, die – noch verbliebenen aber nicht mehr praktizierenden – Gemeindemitglieder zu besuchen? Ihnen einfach zuhören, was sie von der Kirche entfremdet hat? Welche Enttäuschungen sie mit der Kirche erfahren haben? Ihnen Zeugnis von dem Wert des christlichen Glaubens geben, den sie sonst in unserer Gesellschaft nur selten begegnen?

Wenn es um die Reform der Katholischen Kirche in Deutschland geht, so wird man oft mit dem „Synodalen Weg“ konfrontiert. Worum ging es da bisher? Um es kurz und zugespitzt zu formulieren: Das Frauen Priester werden können, das homosexuelle Personen Priester werden können, das Menschen im kirchlichen Dienst sich in ihrer Lebensführung nicht an der katholischen Lehre richten brauchen und das ein synodaler Rat gesetzt wird, damit von diesen Gremium noch mehr geplant, beraten und beschlossen werden kann.

So weit so schlecht, denn mal nüchtern betrachtet, wie sollen durch diese Veränderungen Menschen für Christus gewonnen werden? (25.01.2023, Anmerkung vom Autor: Mir geht es an dieser Stelle nicht darum, den Synodalen Weg schlecht zu machen, sondern meine Meinung deutlich zu machen, dass die vier Texte, die bei der Versammlung des Synodalen Weges am 9./10.09.2022 zur Abstimmung vorgelegt wurden, nicht hilfreich sind, um Menschen für Christus zu begeistern. Dies kann man natürlich auch anders sehen und ich lade herzlich dazu ein, die untenstehende Kommentarfunktion zu nutzen, um seine Meinung dazu kund zu tun!) Ist es nicht eher dieses einlullen und recht machen wollen, das Jesus uns eben NICHT vorgelebt hat? Für die öffentliche Meinung mag diese Entwicklung zu einer „braven“ Kirche führen, die nicht mehr aneckt und provoziert. Doch wer braucht eine Kirche, die einem nichts anderes sagen kann als dass, was wir anderswo schon zu genüge hören?

„Wie können wir den Menschen in der heutigen Zeit das Evangelium Jesu Christi bringen?“ Oder wie Frank Duff, der Gründer der Legion Mariens, sagte: „Was können wir tun, damit Gott in dieser Welt mehr geliebt wird?“. Wenn wir nicht bereit sind, uns diesen Fragen zu stellen, indem wir durch Gebet uns vom Geist Gottes führen lassen, dann kann auch keine echte Reform der katholischen Kirche in Deutschland gelingen.

Ein Gedanke zu „Kirche und Reform – ein Kommentar

  1. Ich kann den Ausführungen voll und ganz zustimmen. Ich bin für einen anderen synodalen Weg als den jetzt praktizierten in Deutschland.
    Sich auf den Weg zu machen ist immer gut und richtig. Mein Weg unterscheidet sich vom offiziellen synodalen Weg, der meines Erachtens in eine Sackgasse führt.

    Ich schlage folgendes vor:

    1.) Die katholische Kirche sollte sich am Evangelium orientieren, das Wort Jesu sollte der Maßstab allen Handels sein.

    2.) Die katholische Kirche sollte immer auf der Seite der Armen, Bedrängten und Ausgegrenzten stehen. Das entspricht voll und ganz dem Evangelium.

    3.) Die Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen und -referenten sollten den Einzelnen Rückhalt und Orientierung geben. Es geht um eine gute Seelsorge vor Ort. Die Kirche sollte Heimat für die Menschen sein.

    4.) Das Kirchensteuersystem in Deutschland sollte überprüft werden. Sehr hohe Bischofsgehälter und Luxusautos in den Bistumsstädten widersprechen den Geist des Evangeliums. Die arme Witwe, die alles gab, wurde von Jesus geheiligt.

    5.) Die Frauen sollten nicht auf Helfertätigkeiten ( putzen der Kirche, Kaffeekochen usw. – alles wichtige und wertvolle Tätigkeiten) reduziert werden. Fast alle Positionen sollten für sie erreichbar sein. Nur eben nicht die Weiheämter, weil das von Jesus Christus nicht so angelegt wurde. Die Jünger waren eben Männer, doch direkt danach kamen Frauen wie Maria Magdalena und andere. Sie sind wertvoll und wichtig.

    Wir brauchen einen synodalen Weg in Hinsicht auf bessere Seelsorge und einer Intensivierung des Glaubens- und Gebetsleben der Priester und Gläubigen. Zudem muß die Stellung von Besitz, Einkommen und Vermögen innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland gemindert werden. Ich wünsche mir mehr Rückhalt meiner Kirche. Die lässt mich und sehr viele andere allzu oft alleine mit ihren Fragen, Hoffnungen, Sehnsüchten und auch Enttäuschungen. Lasst uns Aufbrechen in diesen Sinne und nicht Forderungen formulieren, die weltkirchlich abgeschmettert werden, weil sie unrealistisch und falsch sind sowie dem Evangelium widersprechen. Das schafft nur Enttäuschungen von denen, die von Bischof Bätzing und co. in diese Sackgasse geführt werden. Der deutsche synodale Weg ist ein Irrweg, der die Gläubigen weiter weg von Jesus Christus und auch der Kirche führt. Er sollte beendet werden.

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