Glaube – Sitte – Heimat: Ein Wahlspruch mehrerer Schützenbruderschaften. Den Glauben bekennen im engagierten Christsein, die Sitte bewahren in Verantwortung vor dem Leben und die Heimat lieben mit wachen Bürgersinn. Nur noch ein traditionelles Motto, welches schon längst an die Realität des Lebens vorbeigeht?
Als ich die Aufschrift „Glaube – Sitte – Heimat!“ an einem Schützenhaus in der Nähe der Mosel entdeckte, kam mir als erstes der Gedanke, dass dies doch nicht mehr ganz zeitgemäß gemeint sein kann. Und dennoch ist dies ein Bekenntnis, welches von christlichen Verbänden über langer Zeit getragen und gelebt wurde.
Die Menschheit in unserem Lande entwickelt sich weiter und ist daher auch nur logisch, wenn man Traditionen vergangener Tage auf dem Prüfstand stellt. Das gilt auch für uns Christen, die immer mehr zu einer Minderheit in diesem Land werden. Haben wir da etwa die Entwicklung der Zeit verpasst und sind dadurch eine kleine, eigensinnige Truppe geworden?
Der Glaube am christlichen Gott spielt in unserem Land immer weniger eine Rolle. War noch vor ein paar Jahrzehnten der Gotteshader das Argument „Wieso kann ein Gott dies alles zulassen?“ so entwickelt sich alles mehr zu einer Gottesgleichgültigkeit: „Selbst wenn es Gott geben sollte, was habe ich davon?“ So ist der Glaube in unserer Gesellschaft nicht weg, aber anders: Der Glaube an die Technik, der Glaube an die Machbarkeit ganz nach dem Motto „Wir schaffen das!“. Der Glaube, der den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Doch Ereignisse wie die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg zeigen schnell, wie begrenzt die Machtbarkeit des Menschen ist. Doch beirren lässt man sich da nicht: Man glaubt auch, das Klima retten zu können, wenn man nur dieses oder jenes tut.
Interessanterweise verweist die katholische Kirche in Deutschland, die ja den Menschen helfen sollte, ihren Glauben an Gott zu bewahren, weniger auf diese Irrwege, sondern geht sie stattdessen immer mehr mit. Gut deutlich wird dies am „Synodalen Weg“. Ein Sammelbecken von Zeitgeist-Ideen, wie der Mensch die Kirche gestalten könnte, so dass diese dann wieder Zuspruch bekommt. Ein Versuch, die schon tote Volkskirche wiederzubeleben? Dürfte wohl kaum dazu führen, denn der dem Glauben gegenüber gleichgültige Mensch würde sagen: „Selbst wenn es eine Frau am Altar gibt, was habe ich davon?“.
Wenn der Mensch vor allem an sich selbst glaubt, sollte man meinen, dass es der Sitte nur zuträglich sein kann. Die Verantwortung vor dem menschlichen Leben stellt sich in unserem Land aber so da: Eine gewählte Regierung, die es sich zum Ziel macht, durch politische Entscheidungen die Abtreibung von Kindern im Mutterleib völlig zu legalisieren und zu fördern statt Maßnahmen zu ergreifen, die es einer Mutter im Schwangerschaftskonflikt ermöglicht, ja zu Ihrem Kind zu sagen. Wenn wir mit den unschuldigsten und wehrlosesten Menschen so umgehen, was soll dann noch von unserer Sitte zu erwarten sein?
Auch auf diesem Gebiet hat die katholische Kirche in Deutschland ihre Entwicklung. Die aktive Unterstützung für das ungeborene Leben liegt schon viele Jahrzehnte zurück, dann kam die Phase des Schweigens und heutzutage eher die aktive Distanzierung von Menschen, die sich für den Lebensschutz einsetzen.
Und dann wären wir zum Schluß bei der Heimat. Hier merkt man, dass die Heimat ohne Fundament keine Heimat sein kann. Wenn der Glaube an Gott verloren geht und die Sittenlosigkeit überhand nimmt, dann bleibt ein Mensch zurück, der zunehmend orientierungslos und verängstigt ist. Familien zerbrechen, es kommt zu immer mehr Entfremdung und der Mensch verliert die Geborgenheit, ja die Heimat, die sein Leben in die richtige Bahnen lenkt.
Und was ist mit uns Christen in diesem Lande? Auch wir laufen in Gefahr. Die Gefahr zu resignieren, uns in weltlichen und politischen Themen zu verrennen oder angesichts der Entwicklungen zu Zynikern werden. Dann wären wir in der Ohnmacht nicht anders als die, die nicht an Gott glauben. Wissen wir doch, unser Gott ist der Herr über Leben und Tod. Geben wir doch unser Schicksal in seiner Hand und versuchen jeden Tag wieder so zu leben, wie es dem Herrn gefällt. Und fangen wir bei den kleinen Dingen an. Ein Lächeln, ein gutes Wort sowie der kleine Dienst für den Mitmenschen – alles, was dafür sorgt, wieder mehr Licht in diese Welt zu bringen.