Auf einer Kirchentür wurde ein kleines Plakat mit der Aufschrift „Liebe ist keine Sünde“ auf regenbogenfarbenem Hintergrund aufgeklebt. Vermutlich als eine Mahnung an die Kirche, die nicht von ungefähr kommt. Eine Debatte, losgelöst durch ein Schreiben vom Vatikan, dass die Segnung homosexueller Paare nicht möglich ist. Wir Christen sollten die Mahnung nicht ignorieren und bereit sein, Stellung zu nehmen und in achtungsvoller Art und Weise darüber diskutieren. Dazu möchten wir einige Fragen und Aspekte als Anregungen geben und laden zum konstruktiven Austausch (Kommentar-Funktion unten!) ein:
Diskriminiert hier nicht der Vatikan? Der Vatikan stellt auch klar, dass homosexuellen Personen mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen ist. Tatsächlich spricht nichts gegen die Segnung homosexueller Personen und es spricht auch nichts dagegen, wenn homosexuelle Menschen in geschwisterlicher Liebe füreinander da sind. Der eigentliche Knackpunkt dieser Debatte liegt darin, dass der Vatikan die Segnung der homosexuellen Partnerschaft ablehnt, da in der Regel diese Partnerschaft die gleichgeschlechtliche sexuelle Praxis mit einschließt. So wäre auch die Verweigerung der kirchlichen Trauung gleichgeschlechtlicher Paare aus dem selben Grund als Diskriminierung anzusehen.
Doch genau gesehen beginnt die Diskriminierung schon bei Gott, denn er verweigert der Homopartnerschaft die höchste Frucht der Liebe einer geschlechtlichen Beziehung: Die Zeugung eines Kindes. Oder ist es Gottes Wille, dass wir Menschen durch Embryonenzucht und Leihmutterschaft dem nachhelfen müssen um der Gleichberechtigung willen?
Ist es noch zeitgemäß, das biblische Zeugnis als Maßstab zu nehmen? Es gibt Stellen sowohl im alten (Gen 19,4-7; Lev 18,22) als auch im neuen Testament (Röm 1,26-27; 1 Tim 1,10), die die praktizierte Homosexualität ablehnen. Ist die Bibel für uns noch maßgebend oder legen wir sie einfach falsch aus? Wenn sie nicht mehr für uns maßgebend ist, wer entscheidet dann, was für uns Christen heute das Maß der Dinge ist? Ist es nicht Christus selbst (Mt 23,10)? Ist daher nicht auch noch heute sein Wort unser Maßstab (Mt 5,17-19)?
Kann denn Liebe Sünde sein? „Liebe ist keine Sünde“: Das müssten wir als Christen – gerade auch im Hinblick auf das Hohelied der Liebe (1 Kor 13) – uneingeschränkt mit „ja“ beantworten. Doch müssen wir hier nicht erst differenzieren, dass es um die Sexualität geht und gerade als Kirche wissen wir, dass im Umgang mit der Sexualität auch viel schlimmes passiert ist, so dass man eher fragen muss „Kann denn Sünde Liebe sein?“. Hat Jesus der Sexualität mit der Bekräftigung der Ehe zwischen Mann und Frau einen schützenden Raum geben wollen (Mt 19,3-9)? Hat er nicht mit Begriffen wie „Unzucht“ und „Ehebruch“ (Mk 7,20-23) darauf hingewiesen, dass wir uns damit schädigen, wenn wir diesen schützenden Raum verlassen? Tragen wir als Christen nicht alle Verantwortung im Umgang mit der Sexualität – auch innerhalb der Ehe? Können wir die gleichgeschlechtliche Sexualität vor Gott verantworten?